von | Apr 10, 2023

Denis Scheck liest am Samstag, dem 13. Mai aus „Schecks kulinarischer Kompass“ – Verbindungen nach Unterkrumbach

Allgemein, Bücher, Denis Scheck, Lösch Buchhandlung, Werkstatt-Tage

 

1. Einladung zur Lesung am Samstag, dem 13. Mai um 19 Uhr (Einlass 18:00 Uhr)

In seinem Lösch-Papier hat Martin Lösch von der gleichnamigen Buchhandlung die Einladung zur Lesung so formuliert:

Schecks kulinarischer Kompass, Köstliches und Kurioses aus meiner Küche und aller Welt

„Literaturkritiker Denis Scheck wird bereits das dritte Mal Gast sein bei den Möbelmachern. „Wie wäre es, fragt man sich nach der Lektüre dieses Buches, wenn man von Denis Scheck zum Abendessen eingeladen würde“? (FAZ)
In seinem neuen Buch beschreibt er in zahlreichen Geschichten und Anekdoten (auch literarischen) seine Wege, sich dem wahren Wert und Genuss unserer Lebensmittel anzunähern. Eine Bewusstwerdung.
Bestes Entertainment und von wegen, das könnten nur die Angelsachsen. Unverzichtbares Küchenwissen und die für ihn ganz unverwechselbare Lust am Plaudern machen dieses Buch zu einem besonderen Lese – und Vorlesevergnügen. Da bleibt kein Auge trocken, kein Teller leer, die Gläser gut gefüllt. Es wäre keine Veranstaltung der Möbelmacher und unserer Buchhandlung, wäre dabei nicht für ihr leibliches Wohl gesorgt – gerade bei so einem Thema.

Am Samstag, 13. Mai, Einlass ab 18.00 Uhr,
Beginn 19.00 Uhr, Eintritt je 14,- €, ermäßigt. 10,- €
Wir freuen uns auf ihren Besuch!
Das Buch ist im Piper-Verlag erschienen, der Preis beträgt 26,- €, Halbleinen mit Illustrationen.
Einlass 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr“
Bitte unbedingt hier anmelden.

Den ersten Termin für Denis Schecks dritte Lesung in Unterkrumbach (die erste war 2013, die zweite 2016) vereinbarten wir Anfang 2020 für die Werkstatt-Tage im April. Dann ergaben sich pandemische Zustände, aber selbst der dritte Anlauf im Juni 2022 klappte nicht. Denn zu dieser Zeit wurde unser Team trotz voller Auftragsbücher von einer Coronawelle geschwächt und zusätzlich wollten wir den Menschen, die von Events leben müssen, nicht auch noch mit unseren Terminen Besucher wegnehmen.

Ursprünglich sollte aus „Schecks Kanon der Weltliteratur“ gelesen werden, aber das dreimalig Verschieben des Termins hatte auch ein neues Buch zur Folge, das noch so viel besser nach Unterkrumbach passt, weil Kulinarik und Küchen einfach zusammengehören. Den „kulinarischen Kompass“ habe ich Anfang Januar durchgearbeitet und dabei ganz viele Gemeinsamkeiten entdeckt.

Wir empfehlen die allgemeinen Rezensionen in der FAZ oder dem Perlentaucher und konzentrieren uns in unserem Beitrag auf die vielen Querverbindungen zwischen Unterkrumbach und Köln. Es geht schon mit einem „gleichen Beritt“ los. So bezeichnete Denis in einem gemeinsamen Interview (min 16:39, hängt unten an) die Tatsache, dass er, Denis Scheck (Jahrgang 1964), und herwig Danzer (Jahrgang 1962) grob gleichzeitig Germanistik studierten. Er in Tübingen, Edinburgh und Berlin (mit Anglistik und Philosophie), ich in München (mit Soziologie und Politik).

  • Gemeinsame Freude an Asterix

    Nicht nur bei Scheck, auch bei den Möbelmachern ist Asterix immer präsent, hier mit unserer Olympiateilnehmerin aus Hersbruck

    Führt ausgerechnet ein Germanistikstudium zur Begeisterung für Asterix? 1968 wurden die ersten Hefte in Deutschland veröffentlicht. Im „kulinarischen Kompass“ werden Zitate oder Szenen aus den Asterixbänden mindestens genauso häufig verwendet, wie im Newsletter der Möbelmacher, die darin regelmäßig Asterixrätsel veröffentlichen. In „Streit um Asterix“ (S.34) geht es um Tullius Destruktivus, dessen Intregantentum jede Gemeinschaft vergiftet und dessen „grünes Geschwätz“ als Metapher für das Zusammenprallen zweier Weltordnungen (französisch und amerikanisch) im Sternerestaurant am Eiffelturm dient.
    Das Bild der geheimnisvollen Brühen und Fonds beschreibt Scheck (S. 84)  mit: „Ihr Geheimnis blieb mir so hartnäckig verborgen wie den Römern das Rezept für Miraculix’ Zaubertrank, für dessen Wirkung Erdbeeren bekanntermaßen nicht unbedingt notwendig sind, wohl aber für dessen Geschmack.“

    So hat jede Köchin und jeder Koch seinen eigenen Kochstil, der kulinarische Kompass erzählt  davon

     

    Normannenhäuptling Maulaf

    Schwer enttäuscht war der Dreizehnjährige einst (S. 161), als seine beruflich kochende Großmutter das Wildschwein der Abschlussbüffets nicht nachkochen konnte:
    „Meine bittere Klage, dass dies alles nichts, aber auch gar nichts mit jenen krossen Wildschweinen zu tun habe, die am Ende vom ganzen gallischen Dorf verspeist wurden, ja dieser Braten noch nicht mal einen Knochen für Idefix enthalte, konterte meine Großmutter mit dem Verweis auf die Größe des heimischen Backofens, die Unüblichkeit derartiger Portionen im Wildfachhandel sowie die auf meinem Teller zurückgebliebenen Wildschweinbratenreste – alles Gründe, von deren fadenscheiniger Vorgeschobenheit ich tief überzeugt blieb.“
    Angeblich sei das Wildschweinrezept à la Obelix hier nachzulesen, aber es bleiben Zweifel.

    Auch den Calvados beschreibt er mithilfe des Heftes „Asterix und die Normannen“ (S. 203), in dem Häuptling Maulaf  schöne normannische Löcher (trou normand) graben lässt. So nennt man heute noch den berühmten Zwischengang mit Sorbet und Calvados.

  • „Pure Vernunft darf niemals siegen“ – Das Credo

    Absolut wohlschmeckend entwickelte sich einst ein zunächst harmloses Mittagessen bei einem Koch zu einem mittleren Gelage, bei dem sie „um den Tisch saßen wie die Gallier mit Ausnahme von Troubadix beim Schlussbankett in Asterix & Obelix „.Es war wohl ein ebenso kulinarischer wie lustiger Abend (als Leberwurstabend bezeichnet man übrigens solche, an denen einem „die Leber wurscht“ ist), dessen vermeintliche „Unvernunft“ er zum Anlass nimmt, mit allen Moral- oder Gesundheitsaposteln (S. 122) auf einmal abzurechnen:„In meinem Land haben nämlich fast unbemerkt die Verhärmten und Verdrucksten geputscht, zusammen mit den Erbsenzählern und Fastenpredigern die Macht übernommen und regieren es nun in einer Großen Koalition mit den Körperoptimierern und Lebenseffizienzlern. Mein Land hat sich den Neidhammel, die Unke und die Spaßbremse zu neuen Wappentieren erwählt, und die GroKo der Gesundheitsapostel hat, was Milch und Honig angeht, den Hahn schlicht zugedreht. Also Schluss mit lustig. Die Zauberformel in der Bundesrepublik Deutschland der Gegenwart lautet: »Mit ohne«. 

    Auch unser Abend im regionalen Musterhaus nach der Lesung von Denis Scheck mit Eva Gritzmann hatte kulinarische und gesellschaftliche Höhepunkte  …

    Omeletts ohne Ei. Saucen ohne Butter. Kuchen ohne Mehl und ohne Zucker. Nudeln ohne Kohlenhydrate. Suppen ohne Salz. Quark und Joghurt ohne Fett. Schinken und Steaks wird der Fettrand abtrainiert, Geflügel die Haut abgezogen, ja am besten proklamiert man überhaupt gleich »Kochen ohne Knochen« und verzichtet aufs Fleisch. Die Deutschen der Gegenwart wollen Essen auf Diät, dekonstruiert, reduziert und entschlackt oder wenigstens reloaded in Version 2.0 oder 3.0, auf light, ultralight oder am besten gleich auf zero getrimmt. Und dazu bitte ein  Mineralwasser – selbstverständlich ohne. Die Nulllösung in Küche und Keller eben.“So ein Gelage, wie oben angedeutet, ginge gar nicht, sagen Ärzte und Apologeten des Lean-Managements. „So was muss ab und an drin sein, sagen wir Anhänger der Lebenskunst und summen mit Tocotronic“ (S. 123):» Pure Vernunft darf niemals siegen. «
    „Keine Festkultur ohne Exzess. Wie soll im Alltag das Maß finden, wer nie die Maßlosigkeit lebt ?“

  • Was würde das Nacherleben des Buches kosten?

    Kochen kann kosten …

    Wir haben es mal grob überschlagen: Wollten Sie alle im Buch vorgestellten Restaurantbesuche und Kochaktionen nacherleben, sollten Sie rund 38 000 Euro und mindestens 4 Jahre veranschlagen.

  • Warum kocht Denis Scheck?

    Hier liest Denis Scheck in unserer Küche zwar aus einem Buch vor, aber er kocht auch gerne …

    „Kochen ist die einzige handwerkliche Tätigkeit, für die ich ein klein wenig Talent zu besitzen glaube und bei der ich mich nicht anstelle wie jemand, der fünf Daumen an der Hand hat. … Kochen lässt mich Schönheit erfahren“ (Seite 7).Während der Möbelmesse 2014 wurden wir an einem Abend davon überzeugt, dass dem in der Tat so ist, umso mehr mussten wir schmunzeln und können nur bestätigen, was wir in der FAZ lasen: „Wie wäre es, fragt man sich nach der Lektüre dieses Buches, wenn man von Denis Scheck zum Abendessen eingeladen würde? Es wäre ganz ohne Zweifel eine ausgesprochen vergnügliche Veranstaltung mit einem bestens aufgelegten, pausenlos parlierenden Gastgeber, der uns eine Anekdote nach der anderen aus seiner prall gefüllten kulinarischen Erfahrungsschatztruhe auftischte – scharfe Beobachtungen, kluge Erkenntnisse, apodiktische Urteile, gnadenlose Verdammungen, alles dabei, was Herz und Magen begehren.“
    Ja genaua so war es.

     

  • Das Dorf

    Der neue Lebensgefährte von Denis Schecks Mutter hatte sie „aufs schwäbische Land verschleppt, in ein blödes kleines Dorf, wo man nur dem Nichts beim Nichten zuschauen konnte“.
    Unterkrumbach im Nürnberger Land ist kein bisschen größer oder aufregender, dennoch erinnert es uns eher an das kleine gallischen Dorf, als wir 1998 ins Jahrbuch schrieben:

    „Wir befinden uns
    im Jahre 1998 n. Chr.

    Ganz Franken wird von den Möbelgiganten aus
    Schweden und Hirschaid eingerichtet .. .
    Ganz Franken?

    Nein! Unbeugsame Möbelmacher aus Unterkrumbach hören seit 10 Jahren
    nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.
    Und das Leben wird nicht leicht für die Möbler, die als Besatzung in
    den befestigten Möbellagern von Poppenreuth und Eching liegen …“
    (In memoriam Rene· Goscinny und Asterix)
  • Vergänglichkeit
    „In meiner Küche werde ich mir meiner Vergänglichkeit bewusst und erlebe im Alltag jene magische Verwandlung, die mich seit meiner ersten Begegnung mit Ovids Metamorphosen fasziniert.“ (Seite 8)Durch unseren früh verstorbenen Freund und Arzt Michael wurden wir uns ebenfalls der Vergänglichkeit bewusst und nach seinem Vorbild bieten wir jetzt Särge an, aber auch Sargmöbel, denn Michael wollte seinen Sarg eigentlich noch viele Jahre als Bank und Bar verwenden. Man könnte ja auch mal einen Geschirr- oder Vorratsschrank in Sarggröße entwerfen, in dem man sich beerdigen lassen kann, wenn dann alle Vorräte verbraucht sind.
  • Handwerkerfrust und Warten bis man schwarz wird

    Montierende Handwerkerinnen sind willkommen, aber nur, wenn sie auch da sind (wie das bei uns fast immer klappt)

    „Ein dreifach Hoch auf das deutsche System der dualen Ausbildung, das für Kompetenz und Zuverlässigkeit im Handwerk hierzulande sorgt! Nur leider nicht immer.“ (Seite 10)

    In seiner Handwerkskritik beschreibt er das Warten auf den Kundendienst seines geliebten Lacanche Herdes: „Warten, bis man schwarz wird: Diese schöne bildliche deutsche Redensart stammt aus der Zeit, als im Mittelalter die Pest in Deutschland wütete. Der Schwarze Tod lieferte reichlich Anschauungsmaterial für sich länger hinziehende Verwesungsvorgänge.“

     

    Warten, bis es schwarz wird: mit Kunstharz lackierte Holzoberfläche in einem Neubau – Nur eine hochwertige Öloberfläche macht wirklich glücklich!

    Wir verwenden den angelehnten Ausdruck „Da können Sie warten, bis es schwarz wird“ auf die Frage zu mit Kunstharzlack gequälten Massivholzoberflächen. Unter beschädigten Lackoberflächen entstehen zunächst graue Stellen, man kann dann warten, bis sie schwarz werden. Denn unter dem Lack fault das Holz und verfärbt sich immer weiter bis zum Schwarz. Das ist der Grund, weshalb unsere Oberflächen ausschließlich mit Naturharzöl veredelt werden und so ein Leben lang ebenso schön, wie pflegbar bleiben.

  • Pfeffer mit Politik und Herkunft in Hersbruck seit 1984

    Das Gründerteam feiert das 35. Jubiläum des Eine-Welt-Vereins Cocoyoc, der schon immer Lebensmittel mit Forderungen an die Politik verband

    Das Besondere (für Denis Scheck): „Durch einen Herkunfts-Code auf der Packung kann man den Pfeffer von Hennes’ Finest tatsächlich zu den Kleinbauern in Kampot zurückverfolgen, die sie erzeugt haben – man landet auf einer Farmlink-Website mit Fotos der Bauern auf ihren Pfefferplantagen und kann sogar per E-Mail mit ihnen in Kontakt treten. Brutal lokal eben – es sind solche Ideen, die den Pfeffer von Hennes’ Finest und Farmlink politisch machen. Es geht um Nachhaltigkeit, um den Verzicht auf Chemie, um Lebenssicherheit und faire Entlohnung für die Kleinbauern – und nicht zuletzt um ein kulinarisches Spitzenprodukt. Auch wenn die Kampot-Pfeffer von Hennes’ Finest mit Preisen um die zehn Euro für das 50-GrammGlas deutlich teurer als Pfeffer aus dem Supermarkt sind, lohnt der Aufpreis schon allein, um den politischen Anspruch des Projekts zu unterstützen.

    In Hersbruck wurde der Eine-Welt-Verein „Cocoyoc“ im Jahr 1984 gegründet und seitdem argumentieren wir Mitglieder mit genau den gleichen Sätzen die Philosophie des Fair Trade. Unsere Hoffnung, dass es in einer aufgeklärten Welt eigentlich nur noch Fair Trade geben dürfe, hat sich leider ebenso wenig bewahrheitet, wie die Philosophie der ausschließlich regionalen Wirtschaftskreisläufe. Aber gemeinsam arbeiten wir dran, wir sind ja noch jung … .

  • „Verbrechen am Tier“ und die Vermischung zwischen Qualität und Kosten

    Unsere Sekretärin Nina Brunner beim Kotelett-Tasting

    „Selten war ich daher fassungsloser, als der Jahrhundertkoch Ferran Adrià McDonald’s für seine Hamburger lobte (S. 217) . (…) Diese Aussage war aus zwei Gründen ein Ärgernis. Manchmal muss man Missstände deutlich benennen: Hamburger bei McDonald’s und anderen Billigbrutzlern wie Burger King und entsprechende Angebote von QuälfleischKetten wie Kentucky Fried Chicken sind ein schlimmes Verbrechen am Tier, begangen durch skrupellose Produzenten, ermöglicht durch idiotische Verbraucher und begünstigt durch ihrer ethischen Verantwortung nicht gerecht werdende Aufsichtsbehörden.  Indem Adrià seine Aussage, man könne Hamburger nicht besser machen als McDonald’s, mit dem Hinweis auf den Preis einschränkt, vermischt er die Kategorien Qualität und Kosten und erweckt den Eindruck, McDonald’s liefere ein anständiges Produkt zu einem fairen Preis. Dies ist aber nicht der Fall. Den wahren Preis für die Hamburger bei McDonald’s zahlen die Tiere.“

     

    Dieser wichtige Absatz in Schecks Buch führt uns in Unterkrumbach zum einen zu den Direktvermarktern und verantwortungsvollen Tierhaltern von Heimat auf´m Teller, zum anderen aber auch zu der Parallele von Handwerksarbeit und Massenproduktion beim Möbelbau. Die Vermischung von „Qualität und Kosten“ führt auch zur spannenden Geschichte mit Ikea, die uns im Jahr 2007 mit einem Workshop mit allen damals 52 Häuservertretern Deutschlands besuchten.  Workshoptitel: „Betriebsspionage in einem nachhaltig wirtschaftenden Betrieb.“  Wir ließen diesen Elch an uns vorüberziehen, wobei sich das Ausmaß der Ikea-Skandale steuerlicher, aber auch forstwirtschaftlicher Natur erst später herausstellte. Die organisierende Nachhaltigkeitspezialistin Mareike Wieben hat Ikea daraufhin verlassen.

  • Das Weideschwein vom Schwabhof und 200 Apfelsorten der Streuobst-Initiative: Heimat auf´m Teller

    Die Weideschweine vom Schwabhof haben bei der Konzertreihe „fränkischer sommer“ sogar Vegetarier zum Genießen eine Bratwurst gebracht


    (S. 209) „Je länger ich unterwegs bin, desto mehr sehne ich mich nach Restaurants, die nicht nur eine spannende Küche, sondern auch ein mit ihrem Ort zusammenhängendes Erlebnis zu bieten haben.“

    Schon vor dem ersten Tag der Regionen in Unterkrumbach im Jahr 1998 kochten wir mit Kunden nur das Fleisch der verantwortungsvollen Tierhalter für Fisch, Fleisch und Geflügel (alle Mitglieder von Heimat auf´m Teller mit 20-jährigen Jubiläum sind hier zu finden).  Die Mutterkuhhaltung von Rainer Wölfel vom Naturschutzzentrum Wengleinpark und vor allem die Weideschweine von Thomas Schwab sind für so vorbildliche und unterstützenswerte Projekte, dass es bei unseren Kochworkshops trotz reichhaltiger vegetarischer Angebote ((Witze über Tofu sind leider gschmacklos) auch immer Fleisch gibt – aber eben nur dieses.

    (S. 69 ) Was Apfelsorten angeht, haben wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ungeheure Verarmung erlebt. Das liegt daran, dass das Auge nicht nur mitisst, sondern buchstäblich entscheidet, was wir essen. Das fade, aber visuell ansprechendere Produkt setzt sich im Vergleich zum aromatischeren, wohlschmeckenderen leider so gut wie immer durch. Deshalb liegen in unseren Supermärkten heute meist die üblichen fünf, sechs Langweiler: Golden Delicious, Jonagold, Fuji, Gala, Pink Lady oder Elstar.

     

  • Die Streuobstinitiative Hersbrucker Alb hat in derselben 200 Apfelsorten identifiziert, von denen ganz viele auch im vermarkteten Biosaft und -schorlen zu schmecken sind. Auch diese Initiative engagiert sich schon seit über 20 Jahren, zuletzt mit dem 1000 Bäume Projekt.Auch bei der Lesung werden wir wie immer das Weideschwein vom Schwabhof, die Getränke der Streuobstinitiative und die Bioweine von Manfred Rothe anbieten, wie könnte es zu so einem Buch auch anders sein?Wie dichtete schon Robert Gernhard (S. 15)Auf der Höhe der Zeit
    „Ich verzehre so gut wie kein Fleisch mehr.Außer, natürlich, beim Essen.
    Aber zwischen den Mahlzeiten
    kann ich alles Fleisch glatt vergessen.Ich trinke so gut wie kein’ Wein mehr.
    Außer, natürlich, wenn’s Spaß macht.
    Und mir macht es eigentlich immer Spaß,
    wenn der rote Wein in dem Glas lacht.“
  • Holz ist im Buch unterrepräsentiert
    Obwohl zu all den Initiativen auch der Initiativkreis Holz aus der Frankenalb, als Vertreter regionaler Holz-Wirtschaftskeisläufe gut passen würde, beschränkt sich Schecks Liebe zum Holz auf die Baumarten, die ihm beim Räuchern behilflich sind. Aber immerhin weißt er auf die wichtige Herkunftsfrage beim Holz hin.„Ob man sich beim Räuchern für Buchenchips oder Holzsorten wie Esche, Wacholder, Mesquite, Kastanie, Pekan, Esche, Weide oder Wacholder entscheidet, bleibt den individuellen Geschmacksvorlieben überlassen. Nur sollte man sich über die Herkunft des Holzes informieren – die in der industriellen Landwirtschaft eingesetzten Fungizide und Pestizide hinterlassen Spuren.“
  • Die Köche, die verbinden

    Mit Zweisternekoch Andreé Köthe vom Essigbrätlein durften wir seit dem Jahr 2001 regelmäßig Kochshows für das Bayerische Fernsehen und einige Messen gestalten. Denis Scheck lobt ihn zu Recht als Urvater des Fermentierens: „Und die genialen deutschen Gemüseköche vom Essigbrätlein in Nürnberg, Andree Köthe und Yves Ollech, haben Steckrüben, Petersilienwurzeln und Fenchel schon fermentiert, als die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen noch nicht wussten, wie man das schreibt.“ (S. 260)

    • Hubertus Tzschirner, Eva Gritzmann und Denis Scheck nach der Lesung im regionalen Musterhaus

    Schneidbrett aus Trüffelbuche mit Damaszenermesser mit unserem Elsbeerengriff aus der Felix- Werkstatt in Solingen

    Hubertus Tzschirner ist ein Pionier des Sous Vide Garens an sich, aber besonders bei uns in Unterkrumbach, wo er auch schon einen Workshop gab, bei dem sogar Denis Scheck mitwirkte. In seinem legendären Kochbuch zum Thema übernimmt der von Denis gelobte Thomas Vilgis den theoretischen Teil, der uns damals erst vom Sous Vide Garen überzeugte (S. 262).  Und schließlich glauben wir, eine Beziehung zu Zweisternekoche Nils Henkel zu haben, (S. 242) weil dort unser Freund und Sternekoch Valentin Rottner seine Ausbildung begann. Mit seinem Vater Stefan habe wir wohl die meisten Kochshows unserer Karriere abgehalten, lustigerweise trägt sein Ortsschild „Großreuth“ vor seinem Gelände die Unterschrift „Trüffelölfreie Zone“, weil er schon vor zwei Jahrzehnten den Kampf gegen synthetisches Trüffelöl (S. 273 im Kapitel „Der Trüffelfluch“)aufgenommen hat und bis heute dran arbeitet.

    Wir haben dagegen die Buchenbretter, die wir nass kontrolliert faulen lassen, von „Gammelbuche“ zur „Trüffelbuche“ umbenannt und freuen uns ab und zu über fränkischen Trüffel (S. 275), den ein speziell dafür trainierter Hund unserer Kundin mit Begeisterung aufspürt.

  • Frankreich, Paris, Gewürzhändler und das schönste Geschäft mit Küchengeräten

    herwig Danzer mit dem ersten Einkauf bei Dehillerin, Laura Danzer links am Mobiltelefon

    Diesen Laden muss man gesehen haben …

    Die Tanten von Ute Danzer leben seit der Flucht aus Schlesien in der Provence, dort waren wir seit 1970 regelmäßig bei ihren Familien zu Gast. Nicht nur bei lieben Verwandten, sondern auch bei grandiosen Köchinnen. Wir durften dort viel schmecken und lernen. Nach dem Abitur studierte unsere Tochter Laura dort und zog später nach Paris, wo wir uns seitdem ebenfalls regelmäßig einfinden und Land, Leute, Märkte und Menschen kennen lernen und genießen.

    Der legendäre Pariser Gewürzhändler Izrael

    Unsere erste Langpfefferbeute bei Izraël im Jahr 2015

    „Kampot-Pfeffer ist ein echtes Geschmackserlebnis. Zwar kannte ich schon den wunderbaren, wie Tausendundeiner Nacht entstiegenen Gewürzhändler Izraël in der rue François Miron in Paris … (S. 149)“

    Bei dem Gewürzhändler Izraël kauften wir schon 2015 Langpfeffer und auch bei den Fischmärkten gaben wir mit Freude und für den späteren Genuss viel Geld aus.

    Auch wir outen uns, wie Denis Scheck, als echte „Junkies, was Kochutensilien angeht. Und der schlimmste Dealer, den ich kenne, heißt Dehillerin und residiert in der Rue Coquillière18–20 im ersten Arrondissement von Paris. Bei Dehillerin haben sich schon Dumas und Escoffier mit Pfannen und Töpfen, Geschirr und Besteck, Pastetenformen und Servierplatten eingedeckt. Hier stattete die White  Star Line die Küchen der Titanic aus – eine Bain-Marie (also ein doppelwandiger Topf, der das Warmhalten von Speisen im Wasserbad ermöglicht) von Dehillerin zählte tatsächlich zu den in den 90er-Jahren aus dem Wrack geborgenen Utensilien. Und hier kauft natürlich auch der Élysée-Palast alles, was er zur Zubereitung seiner legendären Staatsbankette benötigt.“

  • Valentin (li) und Stefan Rottner bei der Kochshow auf der Consumenta 2022Für Stefan Rottner und sein Team vom Gasthaus Rottner besorgten wir dort beim ersten Mal kultbeladene Teigschaber mit Dehillerin Firmenlogo, die die Rottners traditionell an Mitarbeiter verschenken. Selbst findet man natürlich auch interessante Dinge, zum Beipsiel eine große Palette, leider mit hässlichem Griff, aber dafür so groß, dass sie perfekt zu Saiblingen und Forellen am Tepan Yaki und das Übertragen von Flüssigkeiten von demselben geeignet ist. Erst haben wir selbst immer alle Paletten gekauft, dann schickten wir Laura dorthin, was nach einigen Wiederholungen dazu führte, dass sie ein Mitarbeiter schon durch das Schaufenster erkannte und gleich in den Keller rannte, um alle vorrätigen Paletten zu holen. Davon waren eine einzige noch originalverpackt, wir lasen den deutschen Firmennamen und seitdem kaufen wir sie direkt beim Hersteller in Deutschland, besuchen Dehillerin aber nach wie vor regelmäßig.
    „Wenn es einen Verwandten im Geiste von E. Dehillerin gibt, dann ist das Ollivanders – das Fachgeschäft für Zauberstäbe in der Winkelgasse aus Harry Potter. Freuen wir uns also, dass es diese Art Magie auch in unserem Alltag geben kann.“
  • er es gibt auch den großen Unterschied der Kocheinstellung zu neugierigen Gästen
     

    So stellen wir uns gemeinsames Kochen vor

    Und so konzentriert möchte Denis Scheck in der Küche arbeiten (auf dem Foto: Andreé Köthe)

    Trotz vieler Gemeinsamkeiten scheint es einen fulminanten Unterschied zwischen Schecks Küchenphilosophie und der der Möbelmacher zu geben:
    „Nur eine Art von Gästen kann ich nicht ausstehen: die Topfgucker, Küchenfolger und Ins-Rezept-Quassler.“
    In dem ausgesprochen unterhaltsamen Kapitel  (Seite 132) beklagt er sich über angebrannte Maultaschen und zu lange gegarte Tiefseegarnelen, verursacht durch unsensible Menschen, die ihm unerlaubt in die Küche folgen und dort vom konzentrierten Kochen ablenken.  „In meiner Küche, umgeben von Menschen, die an den Rockschößen meiner Kochjacke hängen, formen meine Lippen mitunter still Greta Garbos unsterbliche Sätze aus der Hollywood-Verfilmung von Vicki Baums Roman Menschen im Hotel vor mich hin: »I want to be alone. I just want to be alone.“

    Auch die Küchenarchitektur hat Einfluss auf das Kocherlebnis

    Ich selbst suche nach dem Gegenteil. Ich freue mich, wenn die Gäste daheim oder bei unseren Kochshows an unsere Kochinseln kommen und Gesellschaft leisten, beobachten und diskutieren. Vielleicht liegt der Unterschied nicht nur in der Philosophie, sondern auch in der Architektur? Denis kocht auf seinem ob der Wartezeit auf den Kundendienst zu Berühmtheit gelangten Lacanche Herd an der Wand. Wenn also sein Gast – seines Zeichens  Regisseur – Blickkontakt fordert, muss er sich drehen und seine Pfanne aus den Augen lassen. Stünde derselbe dagegen and der Kochinsel Scheck gegenüber, könnte er locker Blickkontakt und Aufmerksamkeit vortäuschen und trotzdem die Garnelen vor dem zweiten Tod des Übergarens retten.
    Zugegeben, wenn ich Kochshows als Hilfskoch und Moderator begleite, bin ich vor allem für die lückenlose Konversation und nicht für das Ergebnis auf dem Teller verantwortlich (naja, ein wenig schon), und zuhause koche ich nicht auf dem im Buch thematisierten Niveau. Aber die Grundidee des kommunikativen Kochens und dem dazu notwendigen Grundriss mit Kochinsel (doch das geht auch in kleinen Küchen) ist mir wesentlich wichtiger, als der Luxus des einsamen Kochhelden.

  • Noch zwei treffende Zitate
    Stammt von Fontane nicht der Satz (S. 95): »Wenn man die Wahl hat zwischen Austern und Champagner, so pflegt man sich in der Regel für beides zu entscheiden.«.(S. 57) Aber in der Sonne an diesem Stuttgarter Platz sitzend, mit Bertel Thorvaldsens monumentalem Schillerdenkmal vor Augen, dem ersten Dichterdenkmal Deutschlands, war ich einen Moment lang versöhnt. Mit dem Verschwinden meiner Lieblingsbäckerei und den besten Brezeln Stuttgarts. Mit dem ausgestorbenen Birnenmost. Nicht aber mit dem Stuttgarter Bahnhof und meiner eigenen Sterblichkeit.
    Sicher, Altes muss verschwinden, damit Neues Platz findet. Und: Es wird ja nicht alles schlechter. Aber wahr ist auch:

    Das Gute, Schöne, Wahre weicht, der Scheiß bleibt.

3. Und nochmal die herzliche Einladung zur Lesung am 13. Mai in Unterkrumbach

Bitte unbedingt hier anmelden.
Das schreibt der Verlag:

Ingeborg Jaiser im Kulurmagazin: „So wie schon sein Kanon der Weltliteratur nicht unbedingt als unumstößliches Regelwerk zu verstehen ist, so vereint auch Schecks kulinarischer Kompass eher eine lose Abfolge von wegweisenden und appetitanregenden Texten: Anekdoten, Restaurantempfehlungen, gastrosophische Miniaturen, Speisekartenprosa, zuweilen sogar die vage Andeutung eines Rezeptes, einer Zubereitungsart.“

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Weiter Links zur Zusammenarbeit von Denis Scheck mit den Möbelmachern:
Lesung aus Solons Vermächtnis
Jahresrückblick der Hersbrucker Zeitung
Denis Scheck beim 25-jährigen Jubiläum der Möbelmacher
„Sie und Er“ Das Buch von Denis Scheck und Eva Gritzmann

Denis Scheck im Jahr 2013 im gegenseitigen Interview

Die weiteren Videos mit Denis Scheck in Unterkrumbach

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